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Die Russen in Warschau (1815-1915)

09.10.2006, 16:43

Die Russen in Warschau (1815-1915)

Expose

Malte Rolf

Die Zeit russischer Herrschaft ueber das oestliche Teilungsgebiet der alten polnischen Adelsrepublik wird traditionell als reine Unterdrueckungsgeschichte geschrieben. Die ?123 Jahre? erscheinen als ein langes russisches Joch oder als teleologische Entwicklung, die ihren Weg von Aufstand zu Aufstand bis hin zur folgerichtigen Unabhaengigkeit und Wiedervereinigung Polens nahm. Von einer Perspektive der post-colonial-studies auf die formativen Kraefte kolonialer Herrschaft sind solche Narrative denkbar weit entfernt [1].
Erst in juengeren Forschungen sind die ?westlichen Provinzen? staerker als Bestandteil des russischen Imperiums verstanden worden. Eine Reihe von Arbeiten sind entstanden, die sich vor allem den Strukturen administrativer Durchdringung dieser Gebiete, aber auch den Vorstellungen und Konzeptionen von handelnden Akteuren widmen. Dabei ist vor allem das alte Paradigma der ?Russifizierung? als der konzeptionelle Leitfaden einer Petersburger Nationalitaetenpolitik in Frage gestellt worden. Die juengere Forschung betont dagegen die Vielschichtigkeit der Formulierung politischer Optionen und die Widerspruechlichkeiten bei der Implementierung von administrativen MaЯnahmen in den Peripherien des Reichs. Es gab keinen master plan in Sachen Nationalitaetenpolitik, sondern ein Lavieren zwischen verschiedenen Nationalitaeten-Konzeptionen und ihren politischen Implikationen, ad-hoc-Handlungen, reaktiven MaЯnahmen und unterschiedlichen, sich zum Teil ausschlieЯenden Loyalitaetsmodellen[2].
Dabei haben neuere Untersuchungen die Bedeutung von regionalen und lokalen Akteuren unterstrichen. Sie waren es, die die diffusen und widerspruechlichen Anordnungen aus dem Petersburger Zentrum vor Ort umsetzten und in administrativen und politischen MaЯnahmen konkretisierten. Zum Teil hatten sie als Generalgouverneure oder Oberpolizeimeister erhebliche Spielraeume. Dennoch haben auch diese Forschungen bisher wenig darueber mitteilen koennen, inwieweit die Formulierung und Implementierung zarischer Nationalitaetenpolitik von der Begegnung Petersburger Repraesentanten mit einem einheimischen Gegenueber beeinflusst war. Die Begegnung und Kommunikation zwischen denen, die das russlaendische Reich vertraten, und denen, die sie zu beherrschen beabsichtigten, ist fuer Kongresspolen noch nicht zum Untersuchungsgegenstand gemacht worden [3].
Ebenso wenig sind die Erfahrungen der Verwaltungsbeamten, Lehrer und Priester in den Jahren ihres Dienstes im ?Weichselland? [4] behandelt worden. Aber nur in einer solchen Perspektive lassen sich eine Reihe von Fragen beantworten, die fuer die russische Herrschaft in Polen, aber auch fuer das zarische Vielvoelkerreich insgesamt von Relevanz sind. Und das nicht nur, weil Kongresspolen die bevoelkerungsstaerkste und militaerstrategisch und wirtschaftlich mit bedeutendste Reichsperipherie darstellte, sondern weil das ?Weichselland? in vielem ein Laboratorium des Vielvoelkerreichs war, in dem Praktiken der Nationalitaetenpolitik und der Herrschaftssicherung erprobt, verworfen, aber zum Teil auch erst erfunden wurden.
Das lag daran, dass ?das Reich? nicht jenseits der Menschen bestand, die es als Vorstellung in politische und administrative Massnahmen umzusetzen versuchten. Aber diese Vorstellungen von dem, was denn das Imperium ausmache und welche politisch-administrativen Praktiken adaequat seien, waren keinesfalls unveraenderlich und auch nicht erfahrungsresistent. Dabei hatte die Erfahrung eines Dienstes an den Reichsraendern unmittelbaren Einfluss auf die Reichs- und Herrschaftskonzeptionen aller beteiligten Akteure. Denn bei den Repraesentanten des Russischen Reichs veraenderten sich das Bild von imperialer Macht und die Vorstellung von einem wohlgeordneten Reichzusammenhang in jenen Begegnungen, zu denen sie der Besatzungs- und Herrschaftskontext zwang. Sie kamen zu einem Bild vom Selbst in der oftmals konfliktreichen, immer wieder auch gewalttaetigen Konfrontation mit dem als Anderen Wahrgenommenen. Ihre Vorstellungen davon, was das ?Russische? sei und welchen Charakter das russlaendische Reich haben solle, praegten sich in dieser Kommunikationssituation einer insulaeren russischen/russlaendischen Gemeinde aus, in die sie qua Amt und durch den quasi kolonialen Diensteinsatz im fremden Land geworfen worden waren. So nahmen die Konzeptionen des Nationalen auf der Seite polnischer Patrioten Einfluss auf die Sichtweise der Reichsbeamten. Die zunehmende Nationalisierung ihrer Wahrnehmung und deren Strukturierung entlang ethnisch-linguistischer Differenzlinien laesst sich beispielsweise als Transferleistung begreifen, in der die Vorstellungen vom Nationalen erst in der Konfrontation mit einer polnischen Nationalbewegung an Gestalt gewannen. Und diese Bilder wiederum hatten unmittelbaren Einfluss auf die politischen und administrativen Optionen, die der Polizei-, Armee- und Verwaltungselite vor Ort adaequat erschienen. Russische Herrschaft konkretisierte sich in diesem Wechselspiel aus mitgebrachten Erwartungen, gewonnenen Erfahrungen und alltaeglicher Bestaetigung im Kontext der Besatzungs- und Beherrschungspolitik.
Sie tat dies auch in der Konfrontation verschiedener Verwaltungsbehoerden, in denen verschiedene Traeger imperialer Konzeptionen miteinander konkurrierten. So ist beispielsweise fuer die 1880er und 90er Jahre auffaellig, dass sich in einer Phase besonders repressiver (bildungs-)politischer MaЯnahmen, die mit den Namen des Generalgouverneurs Gurko (Generalgouverneur: 1883-1894) und des Kurators Apuchtin (Kurator: 1879-97) verbunden sind, dennoch eine auf Kooperation abzielenden Herrschaftsstrategie entfalten konnte, die vor allem vom Warschauer Praesidenten Starynkeviи (Praesident: 1875-92) getragen wurde. Und auch innerhalb der jeweiligen Verwaltungsstrukturen bestanden groЯe Unterschiede in den administrativen Praktiken, wie beispielsweise in der Frage der Zusammenarbeit mit polnischen Beamten und Lehrern auf den mittleren und unteren Institutionsebenen. Das Gemeindeleben der russischen/russlaendischen Minderheit zeichnete sich also keineswegs durch Eindeutigkeit aus, sondern reflektierte die konzeptionellen Konflikte vom wohlverwalteten Staat, die eine administrative und politische OEffentlichkeit im Russischen Reich insgesamt bewegten [5]. Allerdings handelte es sich hier nicht um eine einfache Widerspiegelung, da sich die Auseinandersetzungen im Kontext einer besetzten Stadt mit Fragen der Herrschaftsstabilitaet in einer multiethnischen und ?konfessionellen Gemengelage ueberkreuzten und dadurch eine andere Qualitaet erhielten.
Gleichzeitig formten die Repraesentanten Petersburger Herrschaft und ihre kommunikativen oeffentlichen Akte auch auf der Seite des polnisch-juedischen Gegenuebers das Bild, das sich diese vom Russischen Reich und einer ?russischen Fremdherrschaft? machten. Denn die russische Herrschaft bestand nicht jenseits der Menschen, die sie vor Ort realisierten. Dabei fand eine permanente Kommunikation statt, wenngleich es sich nicht um ein Gespraech zwischen Gleichberechtigten handelte. Auch schweigende Kosakenpatrouillen und die abweisenden Mauern der Warschauer Zitadelle wurden als Repraesentationen einer fremden Herrschaft wahrgenommen und zu Steinen des AnstoЯes in einer polnischen politischen Oeffentlichkeit. Die Symbole und Rituale einer Kultur der Differenz waren alltaegliche Bestaetigungen eben dieser russischen Fremdheit und hatten unmittelbare Auswirkungen auf die Formierung einer Vorstellung vom Polnischsein. Die Relevanz des konfessionellen Paradigmas bei der Bestimmung des Polnischen steht so auch im Zusammenhang mit einem konfessionsorientierten Nationenverstaendnis bzw. einer nach der Konfession differenzierenden und diskriminierenden Nationalitaetenpolitik von Seiten der russlaendischen Reichsrepraesentanten [6]. Gleichzeitig gab es aber auch zahlreiche Phaenomene der Grenzueberschreitungen. So waren die vermeintlich klaren Grenzverlaeufe diffus, wenn russische Offiziere ihre Einheiten zu Arbeitseinsaetzen vermieteten oder selber an Baellen der polnischen Gesellschaft teilnahmen und polnische Vertreter des ugoda-Konzepts bewusst die Zusammenarbeit mit Reichsbeamten suchten [7]. In einer Begegnungsgeschichte muesste die Bedeutung der alltaeglichen Kommunikation fuer die Vorstellungen vom Selbst und vom Gegenueber viel staerker untersucht werden, als es bisher getan worden ist.
Aber eine solche Begegnung von Reichsbeamten und Warschauer Bevoelkerung war nicht nur bedeutsam fuer den Mikrokosmos einer besetzten Stadt. Vielmehr wirkten die Erfahrungen der Petersburger Gesandten auch auf das imperiale Zentrum Russlands zurueck. Die Bedeutung der ?polnischen Frage? fuer die Herausbildung einer russisch-nationalen/nationalistischen Oeffentlichkeit ist untersucht worden [8]. Es ist aber weiterhin unklar, welchen Einfluss Diensttuende oder ehemalige Diensthabende in Kongresspolen auf die Konzeptionen von Reichspolitik hatten. Diese ?Warschauer? versuchten ueber zahlreiche Kanaele die Ausgestaltung einer imperialen Politik mitzupraegen und die Vorstellungen von dem, was das Russische sei, mitzugestalten. Sie waren als regelmaessige Berichterstatter gewichtige Informationstraeger fuer das imperiale Zentrum und stellten eine pressure group am Petersburger Hof, im Reichsrat und in den Ministerien, nach 1906 auch in der Duma dar. Sie waren als imperiale Beamte und erfahrene Funktionstraeger im Einsatz in anderen Randgebieten (vgl. Lavrovskij als Kurator des Dorpater Lehrbezirks; Budiloviи als Rektor der Iur'ev-Universitaet [9]) und sie zeichneten sich durch eine rege Publikationstaetigkeit aus, mit der sie Bilder vom ?Polen?, von der ?russischen Mission? und von der politischen Gemengelage der westlichen Reichsperipherie an eine russische Oeffentlichkeit kommunizierten. Sie popularisierten dabei Bilder des Nationalen und Konzepte von der Nationalisierung des Imperiums, die auf ihre Lehrjahre imperialer Besatzungs- und Verwaltungstaetigkeit rekurrierten, zum Teil auch erst in diesem Erfahrungsraum entstanden waren. Die Rueckwirkungen imperialer Erfahrung auf das Reichszentrum waere hier zu diskutieren ? und damit ein Gegenstand zu untersuchen, der in den gegenwaertigen (post-)post-colonial-studies immer mehr ins Zentrum des Interesses rueckt.
Ein Forschungsprojekt, das die ?Russen in Warschau? zum Thema macht, will also mehr, als die Geschichte einer insulaeren Gemeinde von Reichsbeamten erzaehlen. Es geht darum, am Beispiel der Stadt Warschau die Konkretisierung imperialer Herrschaft als komplexes Gebilde von Vorstellungen, Erfahrungen und Begegnungen zwischen Menschen und seinen Wandel in der Zeit darzustellen. Und es soll in einer Transfergeschichte nach den Rueckwirkungen dieser Konflikt- und Kommunikationssituation auf die Ausformulierung einer imperialen Politik gefragt werden. Das russlaendische Vielvoelkerreich als politische und kulturelle Praxis wird erst in diesen konkreten Studien zu Begegnungssituationen im multiethnischen Kontext und ihrer kommunikativen Verflechtungen mit dem imperialen Zentrum fassbar.

Begegnungsgeschichte und Kommunikationsstroeme: moegliche Untersuchungsebenen

Anmerkung: Es sollen die genannten Untersuchungsebenen schwerpunktmaessig in verschiedenen Situationen untersucht werden. Dabei sollen Phasen der relativen Entspannung (1820er, 1890er Jahre) im Kontrast zu denen der verschaerften Konfrontation (1830er, 1860er und nach 1905) behandelt werden.


a) Kommunikation zwischen Warschauer Generalgouverneuren und St. Peterburg
Berichterstattung aus Warschau, Order aus St. Petersburg
b) Kommunikation innerhalb der administrativen Elite in Warschau:
zwischen Generalgouverneuren und Gouverneuren; zwischen Verwaltungsbeamten, Polizeimeistern und Justizbeamten; zwischen Buergermeistern und Kuratoren; etc.
c) Kommunikation in den Hierarchien der Verwaltungsinstitutionen:
zwischen Generalgouverneuren und Gouverneuren; zwischen Warschauer regionalem Zentrum und Peripherie (beispielweise mit Cholm, Suwalki ? also konflikttraechtigen Regionen); zwischen den Verwaltungsebenen: hier auch Kontakt zwischen nicht-polnischen und polnischen Beamten
d) Kirche, Bildung und Intelligencija
Aktivitaeten der orthodoxen Gemeinde; Auseinandersetzungen/Konflikte mit anderen Glaubensgemeinschaften; Q. des hl. Synods;
Bildungsmassnahmen, -projekte und -restriktionen;
Kommunikation zwischen Kuratoren und Bildungsinstitutionen; Russische Universitaet;
Rolle der Intelligencija: Aerzte, Rechtsanwaelte und Justizbeamte
e) Gemeindealltag und Oeffentlichkeit:
Alltag und Lebenswelt; Kultur der Differenz, Abgrenzung nach auЯen und interner Zusammenhalt, aber auch interne Spannungen; Bedeutung der Publizistik
Q.: Polizeiberichte, Presse, Memoiren
f) (Ehemalige) ?Warschauer?
versuchte Einflussnahme in Petersburg, Aktivitaeten in anderen Randgebieten, Denkschriften, Presseartikel, Memoiren: externe Interessenvertretung, Rekurs auf ?Warschauer Erfahrung? (u.a. Beispiel Budiloviи-Konferenz 1909)

Orte und Moment der Kommunikations- und Konfliktverdichtung

Anmerkung: Es soll nicht darum gehen, die genannten Themen umfassend und erschoepfend zu bearbeiten. Sie dienen vielmehr als Anlaesse einer verdichteten Kommunikation, die Aufschluss ueber die genannten Leitfragen versprechen.


a) Zarenbesuche, -kroenungen und -namenstage:
Besuche Alexander I: 1818, 1825; Namenstag Alexander I. (11. September) als offizieller Feiertag im Koenigreich Polen
Besuch Nikolaus II: 1897
b) Garnisonen, Kanalisation und Eisenbahn:
infrastrukturelle MaЯnahmen, ihre Projektierung und Umsetzung:
Zitadellen-/Kasernenbau;
Starynkeviи-Massnahmen zur staedtischen Infrastruktur: Kanalisation, Verkehr;
Eisenbahnbau: Strecke St. Petersburg-Warschau; Wirtschaft und Kommunikation
c) Kirchen, Schulen und Universitaeten:
Bau der Alexander-Nevskij-Kathedrale (1897); orthodoxes Gemeindeleben; ?Hauptschule? und ?Russische Universitaet?, ?Lehrerschwemme? aus den zentralrussischen Gebieten, Sprachenverordnungen/-streits, Schulstreiks, Presseoeffentlichkeit; Rolle der Intelligencija
d) Migration, Statistiken und Volkskundler:
Bevoelkerungsbewegungen, konfessionelle Bevoelkerungsgewichtung etc. als Diskussionspunkte (B. Volkszaehlungen 1897);
Statistiken als Streitpunkt und Argument (B. Cholm)
Schueler Herders: Aktivitaeten der Volkskundler; die Entdeckung ethno-linguistischer Differenzkriterien;
e) Skandale, Pogrome und Flaneure:
Skandale, Gerichtsverfahren und Presseoeffentlichkeit (Duelle etc.);
Lebenswelt der russischen Gemeinde
Pogrom von 1881; Revolution von 1905; gewalttaetige ZusammenstoeЯe;
StraЯen- und Theaterbegegnungen: Kommunikation im oeffentlichen Raum;
f) Wahlen, Netzwerke und Memoiren:
Dumawahlen und die russische Kurie in Warschau;
Reformprojekte nach 1907 (Einfuehrung der Zemstvo in den Westgebieten, Reform der Stadtverwaltung, administrative Ausgliederung Cholms) und Einflussnahme der Warschauer;
?Warschauer Jahre? als Topos der Memoirenliteratur und politischer Denkschriften

Amnerkungen

1. Paradigmatisch: Norman Davies, Heart of Europe. The Past in Poland's Present. Oxford 2001; oder Arnon Gill, Freiheitskаempfe der Polen im 19. Jahrhundert. Erhebungen - Aufstаende - Revolutionen. Frankfurt/Main 1997.
2. U.a. Mikhail Dolbilov, Russification and the Bureaucratic Mind in the Russian Empire's Northwestern Region in the 1860s, in: Kritika, 5, 2004, 245-272; Michail D. Dolbilov, Kul'turnaja idioma vozro?denija Rossii kak factor imperskoj politiki v Severo-Zapadnom krae v 1863-1865 gg., in: Ab Imperio, 1-2, 2001, 227-268; Andreas Kappeler, The Ambiguities of Russification, in: Kritika, 5, 2004, 291-297; Aleksei Miller, Between Local and Inter-Imperial. Russian Imperial History in Search of Scope and Paradigm, in: Kritika, 5, 2004, 7-26; Darius Staliunas, Did the Government Seek to Russify Lithuanians and Poles in the Northwest Region after the Uprising of 1863-64?, in: Kritika, 5, 2004, 273-289; Darius Staliunas, Problema administrativno-territorial'nych granic v "nacional'noj politike" imperskoj vlasti: Kovenskaja gubernija v seredine XIX veka, in: M. D. Karpac'ev/M. D. Dolbilov/A. Ju. Minakov (Hrsg.), Rossijskaja imperija: strategija stabilizacii i opyty obnovlenija. Voronez* 2004, 147-166; Theodore R. Weeks, Defining Us and Them: Poles and Russians in the "Western Provinces", 1863-1914, in: Slavic Review, 53, 1994, 26-40; Theodore R. Weeks, Nation and State in Late Imperial Russia: Nationalism and Russification on the Western Frontier, 1863-1914. DeKalb 1996; Theodore R. Weeks, A National Triangle: Lithuanians, Poles and the Russian Imperial Government, in: Catherine Evtuhov/Boris Gasparov/Alexander Ospovat/Mark von Hagen (Hrsg.), Kazan, Moscow, St. Petersburg: Multiple Faces of the Russian Empire. Moskau 1997, 365-380. Fuer die baltischen Provinzen: Edward C. Thaden (Hrsg.), Russification in the Baltic Provinces and Finland, 1855-1914. Princeton 1981.
3. Und das im deutlichen Gegensatz zu den Regionen des Kaukasus und Zentralasiens.
4. Der westliche Teil der vom russischen Reich besetzten Territorien der ehemaligen polnisch-litauischen Adelsrepublik trug in den Jahren 1815-1864 die amtliche Titulatur Koenigreich Polen (Carstvo Pol?skoe) und hiess nach 1864 offiziell Weichselland (Privislinskij kraj). Nach der Niederschlagung des polnischen Januaraufstandes von 1863 vermieden die zarischen Behoeren jeden Hinweis auf die polnische Staatstradition. Vgl. dazu u.a. Rudolf Jaworski, Das geteilte Polen (1795-1918), in: Rudolf Jaworski/Christian Luebke/Michael G. Mueller (Hrsg.), Eine kleine Geschichte Polens. Frankfurt/Main 2000, S. 269; Weeks, Nation and State, S. 80f. In der Forschung hat sich die von Polen verwendete Bezeichnung ?Kongresspolen? (Kongresуwka) fuer die gesamten 123 Jahre russischer Oberherrschaft eingebuergert. Die in den Teilungen von 1772, 1793 und 1795 russisch besetzten oestlichen Gebiete Polen-Litauens wurden dagegen in der offiziellen Terminologie in das Russische Reich ?zurueckgefuehrt? und als ?westliche Provinzen? bezeichnet. Dieses Gebiet umfasst die Territorien der spаeter eingerichteten Generalgouvernements Vilna und Kiev. Es bleibt in den folgenden Ausfuehrungen weitgehend ausgeklammert.
5. Instruktiv fuer die Konflikte innerhalb einer Stadtverwaltung in Zentralrussland hier Robert W. Thurston, Liberal City, Conservative State: Moscow and Russia's Urban Crisis, 1906 - 1914. New York 1987.
6. Zu letzterem vgl. Darius Staliunas, The Pole in the Policy of the Russian Government: Semantics and Praxis in the Mid-19th Century, in: Lithuanian Historical Studies, 5, 2000, 45-67.
7. Vgl. dazu den Gesellschaftsroman Bogumi? i Barbara von Maria Dabrowska. Eine instruktive Studie zu Phаenomenen des ?crossing the borders? im Nordkaukasus bei Thomas M. Barrett, Lines of Uncertainty. The Frontiers of the Northern Caucasus, in: Jane Burbank (Hrsg.), Imperial Russia: New Histories. Bloomington 1998, 148-173.
8. Andreas Renner, Russischer Nationalismus und Oeffentlichkeit im Zarenreich 1855 - 1875. Koeln 2000, v.a. S. 196ff.
9. Michael H. Haltzel, Der Abbau der deutschen stаendischen Selbstverwaltung in den Ostseeprovinzen Russlands. Ein Beitrag zur Geschichte der russischen Unifizierungspolitik 1855-1905. Marburg 1977, S. 130f; Edward C. Thaden, The Russian Government, in: Edward C. Thaden (Hrsg.), Russification in the Baltic Provinces and Finland, 1855-1914. Princeton 1981, 15-110, hier S. 71ff.
10. So beispielsweise die von V. I. Gurko 1897 verfasste anonymen Denkschrift Oиerki Privisljan?ja. Vgl. dazu Weeks, Nation and State, S. 47ff.


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